Gebetsstätte Marienfried hat eine neue Passions- und Osterkrippe

Christi Tod und Auferstehung

MARIENFRIED – In der Gebetsstätte Marienfried bei Pfaffenhofen an der Roth (Landkreis Neu-Ulm) stiehlt derzeit – was künstlerische Ausdrucksformen von Frömmigkeit angeht – eine Passions- und Osterkrippe der Gottesmutter Maria gewissermaßen die Schau. 

Passionskrippen waren schon einmal im 18. und 19. Jahrhundert beliebt und sind wohl wieder im Kommen, beobachtet der Rektor der Gebetsstätte, Pfarrer Georg Alois Oblinger. Die Anlage in „seiner“ Kirche, die das Sterben und die Auferstehung Jesu thematisiert, ist mit rund vier Quadratmetern beeindruckend groß. Sie fasziniert mit vielen Details und zeigt eine Landschaft im historischen Orient „en miniature“. 

Die Passionskrippe hat Thomas Alber vom Krippenverein in Friedrichshafen in 200 Arbeitsstunden ehrenamtlich binnen einer zweimonatigen Corona-Pause im Jahr 2021 angefertigt. Die Figuren der Kreuzigungsszene stammen von der Firma Heide aus Südtirol. Der Baustoff ist im Wesentlichen Polyurethan. Die  Kosten, die angefallen sind, betreffen hauptsächlich das Material. Der leidenschaftliche Krippenbauer vom Bodensee habe die Idee einer Passionskrippe für Marienfried an ihn herangetragen und er habe sich sofort dafür begeistert, erklärt Oblinger. Er ließ sich anstecken von der Intention des Künstlers, historische Informationen und kulturgeschichtliche Erkenntnisse in die Gestaltung der Szenen einfließen zu lassen.

Schriftliche Quellen 

Als Quellen dienten dem Künstler neben den Evangelien und Paulusbriefen auch sogenannte Privat-
offenbarungen rund um die biblischen Ereignisse. Dem Betrachter der Passionskrippe ermöglichen die zueinander in Beziehung gesetzten kleinen, historischen Details ein tiefes Versenken in die Passionsgeschichte Jesu und seine Auferstehung von den Toten. Der nachgezeichnete Weg beginnt symbolträchtig beim Verlassen Jerusalems durch das Stadttor in Richtung der Hinrichtungsstätte Golgatha. Archäologische Forschungen hätten bewiesen, dass sich solche Orte stets in Stadtnähe an frequentierten Wegen befunden hätten, im Sinne einer breiten, abschreckenden Wirkung, sagt Oblinger. 

Die Szene zeigt, wie Jesus mit Nägeln und die angeklagten Schächer mit Stricken an den Kreuzen befestigt wurden. Zu sehen sind auch die Fußstützen zur Leidensverlängerung der Gekreuzigten, an denen sie sich mit letzter Kraft zum Atemholen nach oben stützten. Auch hierzu weiß Oblinger Genaueres: „Wer sich nicht mehr abstützen konnte, den ereilte mit dem Durchhängen der Erstickungstod.“ Jesu Kleider und Würfel liegen etwas abseits, denn die Soldaten hatten um seine letzte Habe gelost. Ebenso findet sich ein Schuldschein, der sinnbildlich für den Sühnetod Christi steht. Dessen Eintreten wurde von einer Sonnenfinsternis und einem Erdbeben begleitet. Letzteres zeigt sich in einem tiefen Riss durch den Steinbruchfelsen. 

Die dargestellte Zeitachse führt in eine Gartenlandschaft mit Grabfeldern, wo der Auferstandene im Felsengrab erscheint. Es wird an Ostern beleuchtet. Der jüdische Friedhof ist mit zahlreichen sinnbildlichen Details ausgestattet. Sie verweisen auf die Endzeit ebenso wie auf die Vollendung.

Regina Langhans

17.04.2022 - Bistum Augsburg , Ostern